Dienstag, 5. März 2013

Familie andersrum - Nur einmal nachdenken!



Familie andersrum


21. Februar 2013 · by Florian Kahn · in Gesellschaft, Menschen

Zitat: © by Katharina Scherer_pixelio.de
+ Kommentar von Harald Geyer im Anschluss

In den letzten Tagen war ein Thema unüberhör- und unübersehbar. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte fällte ein Urteil, wonach ein homosexuelles Paar vom österreichischen Recht diskriminiert wurde. Eine Frau wollte das Kind ihrer Partnerin adoptieren. Dies stuften die österreichischen Gerichte als rechtswidrig ein. Durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte  ist es nun aber beschlossene Sache – die Frau darf ihr Stiefkind adoptieren – ein richtungweisendes Urteil mit großer Tragweite. Von Seiten der österreichischen Regierung wurde so beispielsweise bereits angekündigt, das österreichische Recht dahingehend zu ändern, dass es von nun an möglich sein wird, das Kind eines gleichgeschlechtlichen Partners zu adoptieren.

Heiße Diskussion
Nachdem das Urteil öffentlich wurde habe ich auf meinem privaten Facebook Profil einen Link zu einem Artikel gepostet und dabei die simple Frage „Was haltet ihr davon?“ gestellt.
Daraus entstand eine hitzige und teilweise sehr konstruktive Diskussion.  Diese Diskussion hat mich nun auch dazu veranlasst, meine Gedanken zu diesem Thema zu veröffentlichen, da ich als unmöglich erachte, dies in wenigen Zeichen auf einer sozialen Plattform zu tun.
In besagter Diskussion und in vielen anderen, die man im Online-Dschungel so finden konnte, wurde mir relativ schnell klar, dass dieses Thema die Menschen spaltet. Das ganze Spektrum von totaler Zustimmung bis hin zu vollkommener Ablehnung war zu lesen.

Im Wandel der Zeit
Vor nicht allzu langer Zeit noch undenkbar, steht nun also eine richtungweisende Entscheidung bevor. Nämlich die Entscheidung, vom klassischen Familienbild –Vater, Mutter, Kind(er)- abzugehen oder daran festzuhalten. Doch ist diese Entscheidung wirklich noch zu treffen?
Bei genauerer Betrachtung muss man dies wohl verneinen. Unsere Gesellschaft hat sich gewandelt. Die Wertung, ob das nun gut oder schlecht ist, möchte ich jedem selbst überlassen, Fakt ist, dass es bereits sehr viele neue Formen von funktionierenden Familienverhältnissen gibt. Seien es alleinerziehende Mütter und Väter, sogenannte Patchworkfamilies oder Wohngemeinschaften, in denen mehrere Mütter ihre Kinder gemeinsam aufziehen. All diese Familienformen erreichen wohl genau dieselben Ergebnisse, wie die klassische Familie. Aus den unterschiedlichsten Arten der Familie und damit der Erziehung erwachsen junge Menschen, die ihr Leben problemlos meistern, andererseits kommt es jedoch bei Kindern aus den unterschiedlichsten Familien auch zu psychischen Problemen.
Übrig bleibt damit eigentlich nur die Entscheidung: Soll ein homosexuelles Paar ein (fremdes) Kind adoptieren dürfen?

Für und Wider
Die Diskussion über diese Kernfrage bietet eine große Palette an Argumenten. Aber ich bin kein Biologe, weshalb ich die Frage „was ist natürlich und was wider der Natur?“ nicht bewerten will. Ebenso wenig bin ich Theologe, weshalb ich die Frage nach der Richtigkeit vor Gott außen vor lassen werde. Ich selbst sehe mich als traditionellen, bürgerlichen und auch religiösen Menschen. In diesen drei Begriffen, kann man auch erkennen, dass mir das Wort Familie am Herzen liegt. Aufgewachsen bin ich selbst als Kind von geschiedenen Eltern, habe viel Zeit mit meiner Mutter und meiner Großmutter verbracht. Meine Eltern haben beide neue Partner gefunden, mein Vater sogar wieder zwei Kinder bekommen.
Dadurch hat das Wort Familie für mich eine ganz neue Bedeutung gewonnen. Die Familie ist der Platz, an dem ich geliebt werde, an dem ich sein kann wie ich bin und wo ich Hilfe erwarten kann, wenn ich sie brauche. Und auch diese Punkte sind für mich in der aktuellen Diskussion von Bedeutung.
© by JMG_pixelio.de

Das Kind im Mittelpunkt
Die Interessen des Kindes sollten bei dieser Frage am meisten im Mittelpunkt stehen, da es als einziger Beteiligter meistens wohl nicht selbst entscheiden kann und will.
Ich gehe bei dieser Bewertung nicht auf irgendwelche Studien ein und habe mir auch keine Expertenmeinungen angehört. Ich finde bei all meinen, mir wichtigen Grundsätzen, keinen Grund der dagegen spricht, dass gleichgeschlechtliche Paare ein Kind aufziehen sollten. Auch durch meine eigene Geschichte und die gemachten Erfahrungen wird diese Meinung bestätigt. Wichtig ist, dass das Kind geliebt wird, dass ihm beigebracht wird, wie man sich in der heutigen Gesellschaft zurecht findet und das es lernt den Unterschied zwischen Gut und Böse zu erkennen.
Alleine die Tatsache, dass in meiner Familie auch andere Meinungen zu diesem Thema vorherrschen, zeigt, dass man ein Kind so erziehen kann, dass es sich eigene Meinungen, Werte und Fähigkeiten aneignet.

Unser aller Aufgabe…
…. wird es jedoch sein, den Kindern einen offenen Einblick in alle möglichen Formen der Familienbildung, der sexuellen Ausrichtung und den jeweils damit verbundenen Konsequenzen zu geben. Wie das genau ablaufen soll? – Da verlasse ich mich mal zur Abwechslung auf die Experten!
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Kommentar von Harald Geyer:

Neue zwischenmenschliche Probleme vorprogrammieren?

Unabhängig davon, ob der Gesetzgeber eines europäischen Landes gleichgeschlechtliche Partnerschaften der klassischen Ehe aus „innerer Überzeugung“ gleichstellt und ihnen auch das Recht einräumt, Kinder zu adoptieren und großzuziehen, oder ob er das nur tut, um Vorschriften des Menschenrechtsgerichtshofes gerecht zu werden, halte ich es doch für erforderlich, einmal kurz innezuhalten, und einfach einmal nur über die Folgen nachzudenken!

Tatsache ist, dass selbst jene Politiker, die sich in dieser Frage öffentlich als sehr aufgeschlossen geben, in ihrem innersten Gefühlsleben doch eher mit einem (zumindest) leichten Unbehagen diesem Thema gegenüberstehen.
Natürlich würden sie das nie zugeben!
Schließlich muss man sich ja als „modern“, „aufgeschlossen“ und „in“ präsentieren, wenn man in einem öffentlichen Amt etwas erreichen will. Selbst von „Lernfähigkeit“ soll hier gelegentlich die Rede sein.

Aber – wie in der groß(artig)en Politik üblich – hat die Sache einen Haken:

Unsere Gesellschaft ist mit Sicherheit noch lange nicht so weit, gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit einem Kind auch als gleichberechtigte Familien zu akzeptieren. – Christliche Kirchen haben ein Problem damit und islamische Mitbürger lehnen gleichgeschlechtliche Beziehungen ebenso kategorisch ab.

Die Leidtragenden sind dann die, die man entweder nicht fragen kann, oder die eben der Einfachheit halber gar nicht gefragt werden, nämlich die Kinder.

Ich bezweifle gar nicht, dass ein Kind in einer „schwulen“ oder „lesbischen“ Familie genug Liebe, Anerkennung, Fürsorge und Förderung erfahren kann.

Aber das Leben draußen ist hart und grausam. Und besonders hart und grausam sind untereinander bekannterweise – wenn das auch immer wieder offenbar verdrängt wird – vor allem Kinder und Jugendliche!

Man darf nicht vergessen, dass unter Kindern und Jugendlichen (und auch unter vielen – den meisten? - Erwachsenen) die Wörter „schwul“ und „lesbisch“ als Schimpfwörter gelten oder zumindest überwiegend mit negativer und vor allem mit abwertender Bedeutung besetzt sind.

Tritt nun ein Kind aus solch einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft in eine Gemeinschaft Gleichaltriger, sei es nun in die KITA, die Schule oder in andere Gemeinschaften Gleichaltriger ein, und seine Herkunft stellt sich heraus – was schließlich unvermeidlich ist – entstehen Probleme für das Kind, unabhängig davon, welche sexuelle Ausrichtung es selbst hat. Es wird mit Sicherheit erbarmungslos gemobbt!

Und was für Probleme ein möglicherweise heterosexuell angelegtes Kind in einer „schwulen“ oder „lesbischen“ Familie mit seinen „Eltern“ selbst haben wird, sobald es den Unterschied zu „normalen“ Familien begreift, kann ich mir noch gar nicht ausmalen!

Aber ja. Wir Menschen haben ja noch nicht genug Probleme mit uns selbst. Auf ein paar neue kommt es daher auch nicht mehr an. Und schließlich … Psychologen und Psychiater  brauchen ja auch Arbeit! (Hierzu vielleicht mehr in einem meiner nächsten Posts!)

Ich würde es jedenfalls vorziehen, die Reproduktion unserer Art und die Aufzucht unseres Nachwuchses doch eher den von der Natur vorgesehenen Weg gehen zu lassen.
Das ist schon schwierig genug.

Eingetragene Partnerschaften? – Ja! – Homo-Ehe? – Meinetwegen auch! – Aber Kinder adoptieren? – Im Interesse der Kinder: Lieber nicht!

Warum neue Probleme schaffen?

Harald Geyer


Samstag, 2. März 2013

Bauern am Pranger



(Zitat: Heidi Driesner vom n-tv)

Derzeit sorgt ein satirisches Gedicht für helle Aufregung bei den Bauern im Norden (Deutschlands – Anm.). Es stammt aus der Feder des Kabarettisten Klaus Peter Schreiner, gar nicht mal neu, denn er hatte es schon 1979 geschrieben, aber offenbar leider immer noch so aktuell, dass es von Medien im Norden wieder mal veröffentlicht wurde. Ich will es Ihnen nicht vorenthalten:

Im Märzen der Bauer den Traktor anlässt
und spritzet sein Ackerland emsig und fest.
Kein Räuplein, kein Kräutlein dies Gift überlebt,
dem Vöglein im Wald gar das Mäglein sich hebt.


Im Sommer der Bauer die Säcklein entleert
und dünget die Früchte, von denen man zehrt.
Er weiß, wie man dünget, ja aus dem Effeff
von Bayer, von Hoechst und von BASF.


Im Herbst dankt der Bauer der Tiermedizin.
Die Milch wird nicht sauer vor Penicillin.
Die Schweine sind fettarm und lang wie noch nie,
zum Ruhm und zur Ehre der Biochemie.


Im Winter der Bauer sein Scheckbüchlein nimmt,
mit Weib und mit Kind den Mercedes erklimmt.
Er fährt in die Kreisstadt - er ist ja nicht dumm,
und kauft im Reformhaus - er weiß schon, warum.


Zu singen nach der Melodie "Im Märzen der Bauer". Schreiner hatte das mährische Volkslied aus dem 19. Jahrhundert satirisch "aktualisiert":

Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt,
er setzt seine Felder und Wiesen instand.
Er pflüget den Boden, er egget und sät
und rührt seine Hände früh morgens und spät.


Das Lied beschreibt in drei Strophen das "idyllische" bäuerliche Leben, das von Idylle so weit entfernt ist wie Putin von der Heilsarmee. Es war vielmehr harte körperliche Arbeit bei kargem Dasein. Das ist zwar nicht mehr so, aber idyllisch ist auch das heutige Landleben kaum; viele Höfe kämpfen ums Überleben. Auch meine bäuerliche Verwandtschaft hat auf dem Feld kein "gar fröhliches Lied" gesungen, sondern eher geflucht, wenn das Heu verregnet ist.

Durch das satirische Gedicht fühlten sich viele Bauern in Schleswig-Holstein in ihrer Ehre gekränkt; ein ganzer Berufszweig werde verunglimpft, hieß es. Satire darf das aber, und den Finger auf die Wunde zu legen ist mehr als notwendig. 
Zur Erinnerung: Auch Schleswig-Holstein gehört zu den Bundesländern, in denen Eier falsch deklariert und als Bio-Eier verkauft wurden.
Das ist Betrug, nicht nur an den Verbrauchern, sondern auch an den vielen Bio-Landwirten, die ehrlich arbeiten!
Und die Jacke muss sich schließlich nur der anziehen, dem sie passt. Oder, wie ein Leser in einer Zeitung die wütende Reaktion einiger Landwirte kommentierte: "Getroffene Hunde jaulen".
Tierhaltung und Feldwirtschaft sind nicht romantisch, es gibt sie nicht ohne Emissionen, ohne Ausnutzung des Bodens. Alles hat seinen Preis. Aber es geht um ein vernünftiges Maß: um weniger Emissionen, um Renaturierung, um Achtsamkeit für Lebensmittel.

Einen freundlichen März wünscht Ihnen Heidi Driesner vom n-tv.

geklaut von Harald Geyer.
Bitte um Vergebung, Frau Driesner, aber ich konnte nicht anders!

So isoliert – nur auf den Norden Deutschlands beschränkt – kann man das, fürchte ich, leider nicht sehen. Das scheint eher ein globales Problem des Bauernstandes zu sein: Wachsender Produktionsdruck bei ständig fallenden Erzeugerpreisen und steigenden Produktionskosten lassen ihnen oft keine Wahl.

:-) Ausgenommen werden können die Biobauern, von denen böse Zungen allerdings manchmal behaupten, sie seien besonders bedauernswert, weil sie nachts düngen fahren müssen… :-)

Harald Geyer