Samstag, 23. Februar 2013

Pferdefleischskandal Oder: Wie verrückt möchten wir uns noch machen lassen?

Natürlich ist das nicht in Ordnung: Da steht auf einem Fertigprodukt drauf, dass Rindfleisch drin ist, und was ist wirklich drin? Zumindest ein Anteil Pferdefleisch!
Sieht so aus, als wäre der (nicht nur) europäische Markt für Pferdefleisch zu klein, um einen angemessenen Absatz für - natürlich auch anfallendes - Pferdefleisch zu ermöglichen. (Man kann nicht alle Fohlen aufziehen und dann artgerecht halten)
Offenbar haben hier ein paar gewiefte Pferdefleischhauer Komplizen gefunden, die ihnen bei der Absatzförderung etwas zur Hand gegangen sind.

Ware, die man nicht anbringt, verliert an Wert. Pferdefleisch scheint also günstig zu haben zu sein.

Man könnte es also irgendwo hineinmischen, wo es nicht stört, die Gestehungskosten senkt, und wo es mit möglichst hoher Wahrscheinlichkeit nicht auffällt.

Aber – Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht!
Irgendwann – also eben jetzt – ist er eben gebrochen! Und alles ist aufgeflogen und wird ab nun peinlichst genau untersucht.
Produkte, die Pferdefleisch enthalten, werden aus den Regalen der Supermärkte verbannt und sollen vernichtet werden. Und das, obwohl bisher eigentlich kein Konsument irgendeinen Schaden davongetragen hat!
Ein enormer volkswirtschaftlicher Schaden, diese Vernichtungsaktion. Gewiss!

Aber was nun folgt, ist der wahre „Hammer“:

Ein Vorstoß, die – an sich weder gesundheitsschädlichen noch sonst irgendwie beeinträchtigten – Produkte, die noch dazu im Geschmack vollkommen einwandfrei sind, Leuten zur Verfügung zu stellen, die sie ganz gerne trotzdem essen würden, einfach weil sie Hunger haben und auf günstige – möglichst auch kostenlose – Lebensmittel angewiesen sind, stößt auf allgemeine Empörung.
Empörung vermutlich von einigen Besserwissern, die sich locker täglich ein Steak (natürlich vom Rind) leisten können!
Sie behaupten, der „Stolz“ dieser Bedürftigen könnte verletzt werden!

Wer von diesen Empörten hat je schon wirklich unter echtem Hunger gelitten?
Was bleibt vom meinem „Stolz“ noch übrig, wenn ich mir mein tägliches Essen in Mülltonnen suchen muss?

Wann werden diese ewigen Besserwisser und selbsternannten Gut-Menschen endlich lernen, dass es auch unter Bedürftigen Leute gibt, die gerne selbst denken und selbst genau wissen, was sie wollen und was sie brauchen und was nicht, und niemanden benötigen, der sich ungebeten in ihre Angelegenheiten einmischt?

Und schließlich – wer Pferdefleisch nicht mag, soll es eben lassen!
So einfach ist das.
Aber er sollte die Möglichkeit haben, sich selbst zu entscheiden, und das ohne von irgendwelchen Vordenkern, die sich völlig unnötig seinen Kopf zerbrechen, bevormundet zu werden.

Sonntag, 17. Februar 2013

Eine Lanze für Annette Schavan



Eine Lanze für Annette Schavan

Vorausschicken sollte ich vielleicht:

1. Ich bin KEIN Deutscher, sondern ein Österreicher.

2. Ich habe an KEINER Universität promoviert, sondern ich bin nur ein pensionierter Volksschullehrer.

3. Ich habe Frau Schavans Dissertation niemals gelesen und kenne Frau Schavan nur aus den Medien und vom Twitter.

4. Ich habe auch noch nie eine Deutsche Uni von innen gesehen.

5. Alle meine Informationen stammen von Wikipedia oder vielleicht auch anderen Quellen im Internet (…die ich natürlich zitieren werde, um mich keines Plagiats schuldig zu machen.)

Und eben diese Informationen haben mich doch etwas stutzig gemacht.
Ich denke mal eben nur ein bisschen nach:

Schon die Plagiatsaffäre um den (Ex-)Verteidigungsminister unserer deutschen Nachbarn, Karl-Theodor zu Guttenberg  kam mir etwas seltsam vor. Aber was mit der armen Annette Schavan passiert ist, schlägt offenbar „dem Fass die Krone ins Gesicht“!

Meine Informationen (nach Wikipedia) lauten so:

Frau Schavan (geb. 1955) hat an den Universitäten Düsseldorf und Bonn von 1974 bis zu ihrer Promotion1980 insgesamt 12 Semester (also 6 Jahre) Erziehungswissenschaften, Philosophie und Katholische Theologie studiert.

Wie wird man - oder auch wurde man in den 70er-Jahren - (nach Wikipedia) an den Universitäten in Düsseldorf, Bonn oder sonst wo in Deutschland zum Dr. phil.?

Frau Schavan wählte die (heute an den meisten deutschen Universitäten um 1990 für die große Mehrheit der Fächer abgeschaffte) Form der „grundständigen Promotion“. Das heißt, sie hat vom Studienbeginn an nur die Promotion als Abschluss angestrebt.

An manchen geisteswissenschaftlichen Fakultäten konnten früher überdies in Haupt- und den Nebenfächern hervorragende Studenten ohne vorheriges Abschlussexamen ausnahmsweise, nach zweifacher Pofessorenbegutachtung, zur Promotion zugelassen werden.

Damit aber noch nicht genug:

Die meisten Promotionsordnungen fordern zudem bestimmte Gesamt- oder Examensnoten (Im Allgemeinen mindestens die Gesamtnote „Gut“) für die Zulassung zur Promotion bzw. zu einem Doktoratsstudium.

Und jetzt zu der sogenannten „Dissertation“:

Die Dissertation oder Doktorarbeit als letzte Voraussetzung für die Promotion zum Dr. (irgendwas) ist eine schriftliche Arbeit, die neue wissenschaftliche Erkenntnisse enthält und je nach Fach 2 bis 5 Jahre dauern kann.

Und jetzt kommt’s:

In dieser Zeit wird der Doktorand von einem zumeist habilitierten Wissenschaftler, einem sogenannten Doktorvater, im Allgemeinem einem Professor oder einer Professorin, betreut.
Ist die Dissertation fertig und an die Universität eingereicht, folgt eine mündliche Promotionsleistung. Sie besteht aus einer Disputation, einer Verteidigung und einem Rigorosum, die von ausgewählten Vertretern der Fakultät abgenommen werden.
Unter Disputation versteht man ein Fachgespräch, bei dem die in der Dissertation aufbereiteten Themen diskutiert werden.
In der Verteidigung muss der Promovend die in seiner Dissertation eingereichten Themen begründen und verteidigen.
Und im Rigorosum wird der Doktorand noch über weitere Themenbereiche aus seinem Doktoratsfach geprüft.

Das Verfahren ist aber erst endgültig abgeschlossen, wenn die Dissertation (innerhalb einer bestimmten Zeit) öffentlich zugänglich gemacht worden ist. Dies kann in Buchform, als Hochschulschrift oder als Mikrofilm, heute auch im Internet geschehen.
Erst dann erhält der Doktorand die Promotionsurkunde und damit das Recht, den akademischen Grad „Doktor“ zu führen.

So. - Wie viele Kontrollinstanzen durchläuft also so eine Dissertation?

Zunächst muss man Frau Schavan einmal zu Gute halten, dass eine Dissertation eine gewaltige Recherche- und Forschungsarbeit erfordert. Sie war damals, als sie die Doktorarbeit abfasste, zwischen 20 und 25 Jahre alt (geb. 1955!). 
Eine Doktorarbeit macht man nicht jeden Tag, daher kann man ihr höchstens mangelnde Erfahrung in solchen Dingen vorwerfen. Auf keinen Fall aber Betrugsabsicht, nicht einmal an Schlamperei kann ich glauben!
Warum?
Nun, es dürfte ja allgemein bekannt sein, dass auch heute noch nicht selten Frauen, die zwar die gleichen Leistungen wie Männer in der gleichen Position erbringen, mehr um ihre Anerkennung kämpfen müssen, als eben diese männlichen Kollegen.
In den 70er-Jahren war das oft noch schwieriger. Sie musste also, um anerkannt zu werden, um die größtmögliche Korrektheit bemüht sein. Da war ganz bestimmt kein Platz für Schlamperei, oder gar für Betrug!
Es kommt ja oft vor, dass man irgendeinmal etwas gehört oder gelesen hat, das dann genau dort hinpasst, wo man es dann auch hinzufügt. – Ohne darüber weiter nachzudenken, dass das gerade eben die Gedanken eines Anderen waren, die man eben einfach im Kopf hatte, ohne sich mehr daran erinnern zu können, dass man es irgendwo einmal gelesen oder gehört hatte. – Sollte man alles, was man einmal irgendwo von irgend jemanden gelernt hat und damit in sein eigenes Wissen und Denken integriert hat, zitieren müssen, müsste man wohl beim Zitieren spätestens mit dem Erwerb der Schreib- und Lesefertigkeit mit der Fibel der Taferlklassler beginnen!

Um diesen Erfahrungsmangel auszugleichen, sie zu beraten und zu führen, und sie damit auch auf allfällige fehlende Zitierungen von Fremdquellen aufmerksam machen zu können, stellte man ihr eben einen „Doktorvater“ zur Verfügung. Was das ist, habe ich schon weiter oben erklärt.

Dem Herrn Professor oder der Frau Professorin (Ich weiß nicht wer’s war.) ist offenbar nichts aufgefallen.

In den folgenden mündlichen Promotionsleistungen mussten „ausgewählte Vertreter der Fakultät“ mit der Doktorandin die Themen der Dissertation diskutieren und kritisieren, um der Doktorandin Gelegenheit zu geben, die von ihr in ihrer Dissertation aufgestellten Thesen und Forschungsergebnisse zu verteidigen.
Dazu mussten die Herren und/oder Damen der Fakultät die Dissertation zumindest gelesen haben – sonst hätten sie ja nicht darüber reden können und schon gar nicht Kritik äußern können.

Den „ausgewählten Vertretern der Fakultät“ ist dabei aber offensichtlich nichts aufgefallen.

In welcher Form Frau Schavan ihre Dissertation veröffentlicht hat, weiß ich natürlich nicht genau. Es scheint in Buchform stattgefunden zu haben. Internet gab’s damals jedenfalls noch keines. Das ist aber hier auch gar nicht so wichtig.

Fest steht, dass sicher genügend Leute vom Fach ausreichend Gelegenheit gehabt haben müssen, sich die Dissertation anzuschauen – gemeint ist: gelesen zu haben.
Auch diesen potentiellen Begutachtern ist offenbar nichts aufgefallen.

Herrn Gerhard Wehle, bei dem sie als dessen Schülerin an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf promovierte, ist auch nichts aufgefallen.

Frau Schavan durfte also (bis vor kurzem) darauf vertrauen, dass sie bei ihrer Dissertation alles richtig gemacht hatte. – Wäre es nicht so gewesen, hätte sie ja zumindest irgendeine der Kontrollinstanzen darauf aufmerksam machen müssen!

Aber nachdem ihre Dissertation mindestens 4 Kontrollinstanzen anstandslos durchlaufen hat, stellt sich mir die Frage:

Wer hat hier nun wirklich die nötige Sorgfaltspflicht verletzt?

Oder bezweckten diese selbsternannten „Plagiatsjäger“ nur, eine ambitionierte Politikerin, die offenbar eine schrittweise Erhöhung der Ausgaben und Förderungen für ihre Bildungspolitik für manche zu langsam vollzog (vollziehen musste?), auf diese hinterhältige Weise „zur Strecke zu bringen“, indem sie ihren guten Ruf vernichteten?

Harald Geyer 

Donnerstag, 14. Februar 2013

Gott und das Kamel



Ich, Harald Geyer, bin heute 66 Jahre alt. Ich bin pensionierter Volksschullehrer.

Für das Folgende ist vielleicht von Bedeutung, dass ich römisch-katholisch (getauft) bin und dieser Kirche noch immer nominell angehöre – sozusagen als geistige Heimat.


Ich wurde durch zwei Beiträge, die ich rein zufällig auf „youtube“ fand, und durch die zum Teil ziemlich unsachlichen (sanft ausgedrückt!) Kommentare, die dazu abgegeben wurden, gereizt, meine schon lange zu diesem Thema gehegten Gedanken einmal schriftlich niederzulegen.

Voraussetzen sollte ich vielleicht noch, dass eines meiner größten Interessensgebiete die Archäologie, vor allem im Zusammenhang mit der Menschheitsgeschichte ist.



Aber: Ich bin



            KEIN Archäologe,

            KEIN Anthropologe,

            KEIN Soziologe, und

            KEIN Religionswissenschaftler.



Eigentlich bin ich nur ein sehr neugieriger Durchschnittsbürger, der wissbegierig alles aus allen greifbaren Medien (Printmedien, Internet, Fernsehen …) verschluckt, das er zu den Themen, die ihn interessieren, auffinden kann.

Daher verstehe ich mich auch nicht

          als Besserwisser
          und schon gar nicht als Weltverbesserer

Ich erlaube mir nur die Freiheit, meine Gedanken anderen zur Verfügung zu stellen und stelle mich auch so gerne als möglich jeder sachlichen Kritik. (Wer mag schon Kritik?)
Man darf mich auch beschimpfen, falls man keine Argumente hat.
Nur - Auf Beschimpfungen reagiere ich nicht.


Die youtube – Videos, um die es geht, findet Ihr hier:
(Ihr solltet sie Euch vielleicht zuerst ansehen, damit Ihr wisst, wovon ich spreche - äh - schreibe!)







Die Videos sind - meiner Ansicht nach – hervorragend gestaltet und auch in den Kommentaren sehr ansprechend und eigentlich sehr informativ.

Das erste befasst sich mit dem Kamel (Dromedar) und seinen Anpassungseigenschaften für das Leben in der Wüste, das zweite mit den Fähigkeiten des Delfins, vor allem mit seiner sonargestützten Orientierung und Jagdtechnik.


Beide Videos versuchen so, die Existenz Gottes über das „Wunder Schöpfung“ zu erklären.



Aber ich glaube, so einfach darf man sich das nicht machen:



Bleibt eigentlich nur noch, darauf hinzuweisen, dass sich das Kamel in einem Millionen von Jahren dauernden Prozess der Evolution an das Leben in der Wüste angepasst hat, um schlicht und einfach unter diesen extrem unwirtlichen Bedingungen zu überleben.
Und es hat das getan, noch lange bevor von einer Spezies namens "Mensch" im heutigen Sinne noch die Rede sein konnte.



Also bestimmt nicht dazu, dass es den Menschen dient, wie in dem Video behauptet wird. Ihm zuzumuten, schwere Lasten durch die Wüste zu schleppen, oft bis zur Grenze der eigenen Leistungsfähigkeit, offensichtlich oft auch darüber - auf solche verrückte Ideen kann wohl nur ein Mensch kommen! - Logisch! - Oder?



Auch der Delfin (und seine Verwandten) hatte nach der Rückkehr seiner Vorfahren in das Meer genug Zeit, seine Fähigkeiten den  Anforderungen seiner Umwelt anzupassen.



Den Ursprung des Glaubens an Götter oder einen Gott

muss man wohl eher darin suchen, dass man jemanden brauchte, der Dinge (Naturerscheinungen, Zufälle, Unfälle, auch Kriegsglück oder Niederlage ...) zu verursachen oder zu verhindern schien (Wenn man Glück gehabt hatte.), die man sich nicht anders erklären konnte. Man suchte praktisch – so wie das heute auch noch immer wieder geschieht, wenn etwas nicht wunschgemäß funktioniert – nach einem Schuldigen! (Sozusagen einem Sündenbock!)



Und dann war da noch die Frage, 
was passiert eigentlich mit mir, wenn ich sterbe, nachdem ich mich mein ganzes Leben lang abgemüht habe? Das kann doch nicht schon alles gewesen sein, da muss doch noch etwas mehr kommen! (Die damalige Lebenserwartung überstieg wohl kaum 30 Jahre!)



Da musste es doch jemanden geben, der heimlich und unsichtbar seine Hand im Spiel hatte, eine unsichtbare Macht, die man aber leider nicht kontrollieren konnte. Man nannte sie zunächst vielleicht nur "Ahnen" oder „Geister“, später aber auf jeden Fall „Götter“, manche auch nur „Gott“.



Nachdem die menschliche Gesellschaft seit jeher so strukturiert war, dass in einer Gruppe von Individuen einer das Sagen hatte, Andere von ihm (oder auch von der Gemeinschaft) mit Teilaufgaben betraut wurden und der Rest einfach zu gehorchen (und möglichst auch zu vertrauen) hatte, gestalteten unsere Vorfahren die Götterwelt ganz ähnlich:



Es gab einen obersten Gott den „Göttervater“. Und weil einer sich ja nicht um alles kümmern konnte, beherrschten seine Söhne und Töchter verschiedene andere Bereiche, die damals für das Leben der Menschen von Bedeutung waren. Angefangen vom verlässlichen Umlauf der Sonne, deren Bedeutung ja am größten war (und ist), weil ohne sie nichts geht auf der Welt, über den Mond, der in der Nacht, deren Dunkelheit man fürchtete, weil man ja nicht sah, woher eine allfällige Gefahr kam, leuchtet, hinunter bis zum Schutzgott der Räuber und Diebe.


Das Fußvolk, das zu gehorchen und auch zu vertrauen hatte, waren in diesem Fall die Menschen. So fühlten sich die Menschen den Göttern irgendwie ähnlich oder sogar gleichgestellt, wenn auch der Rangunterschied beträchtlich und die Kommunikationsmöglichkeiten ziemlich einseitig waren. Aber immerhin konnte man sich als gottgleiches Wesen Gedanken über ein Leben nach dem Tod machen und wie man es vielleicht beeinflussen konnte.


Also bemühte man sich, den Göttern - oder einem ganz bestimmten (meinetwegen auch einzigen) Gott - zu gefallen. Man gab Ihnen/ihm von dem was man hatte, einen Teil (opferte), und hoffte, dass sie/er sich erkenntlich zeigen würde(n). Und sehr bald standen vermutlich Menschen (Männer und/oder Frauen) auf, die - offenbar ziemlich überzeugend - behaupteten, mehr von den Göttern zu wissen. Sie versetzten sich in Trance, sicher auch unter Verwendung verschiedener Rauschmittel, um sich so mit den Göttern in Verbindung zu setzen.



Diese Leute machten glaubhaft, dass es mit ihrer Hilfe viel effektiver war, sich die Götter gnädig zu stimmen, oder gar dass es unmöglich war, das ohne ihre Hilfe zu erreichen. Da diese Leute aber mit ihrer Arbeit für die Anliegen ihrer Mitmenschen bei den Göttern zunehmend so beschäftigt waren, dass sie nicht mehr selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen konnten, ließen sie sich von ihren "Kunden" bezahlen. Ähnlich wie Handwerker oder andere Spezialisten. Nur dass sie nichts Greifbares produzierten, sich aber zumindest einigermaßen der Heilkunst (Medizin) kundig erwiesen.
So entstanden Schamanen oder Priesterkasten. Und die erfanden immer aufwändigere und beeindruckendere Rituale, um ihre Klientel bei der Stange zu halten.

Da der jeweilige Herrscher natürlich auch an dieselben Götter glaubte, unterlag er auch deren Macht. Auch er musste sich also an die Priester als Diener der Götter wenden, wenn er etwas entscheiden oder unternehmen wollte. Und so erlangten die Priester der Tempel und anderer religiöser Einrichtungen auch Einfluss auf die Herrschenden, und damit Macht und natürlich auch – und das ist bei Menschen das Wichtigste – Reichtum!

(Über mehr Besitz verfügen zu können, als der "arme Schlucker" von nebenan, stärkt das Selbstbewusstsein, das Selbstvertrauen und damit die soziale Stellung. Daran hat sich ja auch bis heute nichts geändert.)


Woher kommen jetzt wohl die „Heiligen Bücher“?



Nun, auch die Schöpfungsgeschichte wurde von Menschen aufgeschrieben. Diese waren Kinder ihrer Zeit. Man muss sie daher auch aus ihrer Zeit heraus verstehen: Vor 4000 Jahren und mehr waren Menschenrechte und Umweltschutz wohl bestimmt noch kein Thema. Herrschen oder sich unterordnen und sich bereichern oder dienen waren die Grundzüge des menschlichen Daseins. (Jede Alternative war damals lebensgefährlich.)



(Die Frage ist nur, wie viel sich bis heute daran geändert hat.)



Wenn man glaubt, Wissen zu haben, ist man bestrebt, es auch weiterzugeben, damit die Nachkommen es bewahren und erweitern. Man schrieb also auf, was man erträumt, unter dem Einfluss von Fasten, Meditation und/oder Rauschmitteln (Haschisch und Opium waren schon im Altertum im Morgenland bekannt und im Abendland waren die Gifte des Fliegenpilzes – „narrische Schwammerl“ – und der Tollkirsche – nomen est omen – beliebte Rauschmittel, um mit den "Göttern" in Verbindung zu treten.) erfahren oder erlebt hatte, schrieb es auf und redigierte es im Wachzustand entsprechend als Mitteilung der Götter oder auch nur eines Engels oder sonst irgend eines gut informierten Geistwesens (Heute sagt man dazu "Sprecher") und gab es an das „Fußvolk“ weiter, das es mangels eingeschränkter Bildung und Erfahrungsmöglichkeiten nicht besser wissen konnte und so gezwungen war, auf diese „göttliche Offenbarung“ zu vertrauen und daran glauben zu müssen.

Und so dienten die Götter – oder auch Gott – letztlich den Menschen, die sich als ihre Diener bezeichneten: Sie verhalfen ihnen zu Macht und Reichtum.



Die berühmten "zehn Gebote" fassen das Verhalten gegenüber dem einen Gott und den Mitmenschen gegenüber zusammen
 Die „Heiligen Bücher“ sind - wenn man ihre Entstehung so betrachtet - im Prinzip eigentlich nicht viel mehr als fromme Legenden, zum Teil auch historisch nachweisbare Ereignisse, aber auch Sagen, und von der Zeit geprägte Gesetzestexte) aber auch teilweise immer noch gültige Ethik- und Moralvorschriften. An das Leben in der heutigen Zeit angepasst, können einige durchaus – auch ohne religiösem Hintergrund – wirksam sein.

z.B. Jesus Christus hat eine Ethik- und Morallehre gepredigt, die – auch befreit von allen gottbezogenen Tendenzen - durchaus auch heute noch lebbar sein sollte: Ihm ging es darum, den Nächsten, ja sogar den Feind, zu lieben, alles zu vermeiden, was anderen Mitmenschen schadet und auf Gewalt zu verzichten.("Stecke dein Schwert in die Scheide; denn wer zum Schwert greift, soll durch das Schwert umkommen." Mt.26/52)
Auch heute vielfach noch sehr schwer einzuhalten, aber für das menschliche Miteinander sehr empfehlenswert. Wären wir alle nur schon so weit!

Und Christus verträgt sich auch mit den Staatenlenkern: "Zeiget mir den Groschen! Wes Bild und Überschrift hat er? Sie antworteten und sprachen: Des Kaisers. Er aber sprach: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!" (LK 20/24,25 u.a.)




Das Problem ist, dass die Menschheit nie aus ihren Fehlern lernt, solange es genug gibt, die diese als von ihrem Gott gewollt ansehen. Die drei Buchreligionen haben unsagbar viel Leid und Zerstörung über die Erde gebracht. Wie kann man als denkender Mensch überhaupt noch davon ausgehen, dass dahinter irgend etwas Gutes steckt?



Das Gute. - Dieser Begriff steht, so glaube ich, über allen Religionen. Für den "Normalverbraucher" würde ich empfehlen: Handle im Einklang mit den Gesetzen Deines Landes so, dass Du selbst den größtmöglichen Nutzen daraus ziehst, hilf - im Rahmen Deiner Möglichkeiten - anderen, denen es schlechter geht, denk daran, dass Deine Freiheit genau dort endet, wo die Freiheit Deines Mitmenschen beginnt und überlege vorher mehrmals, was Du in Konfliktsituationen sagst oder tust! Nachher ist es zu spät.



Die uns umgebende Natur eignet sich jedenfalls nicht als Gottesbeweis. Dafür sind eine Millionen (Milliarden?) von Jahren andauernde ständige Evolution verantwortlich. Die Entstehung unserer Erde, unseres Sonnensystems, unserer Galaxie (Milchstraße) und des Universums sind weitgehend wissenschaftlich erforscht - auch wenn natürlich noch sehr viele Fragen offen sind.

Ein "Schöpfungsakt" könnte allenfalls der Urknall und eine Erschaffung der physikalischen Gesetze sein. – Das hieße aber, dass sich Gott seither nicht mehr um alles Weitere gekümmert hat, sondern nur zugeschaut hat, was passiert. Und das sähe ihm nicht ähnlich, wie wir ihn zu verstehen glauben.



Götter wurden, als wir es noch nicht besser wussten, für alles verantwortlich gemacht, was wir uns nicht erklären konnten. (Wetter- und Klimaerscheinungen, Katastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche, Überschwemmungen, Stürme, Tsunamis ...) Heute können wir solche Erscheinungen erklären. Götter (oder Gott, oder Allah, oder Jehova/Jahweh oder sonst jemand) haben damit nichts zu tun. Alles folgt seinen eigenen - leider nicht so leicht durchschaubaren - Gesetzen. Oft wissen wir, dass etwas passieren wird, aber leider nicht, wann.



Es gibt also keinen ein- eindeutigen Beweis für die Existenz Gottes, der allen wissenschaftlichen Disziplinen standhält.

Es gibt aber auch keinen ein- eindeutigen wissenschaftlichen Beweis, dass es ihn nicht gibt.

Fazit: Ich weiß nicht, ob es Gott gibt, kann seine Existenz aber auch nicht völlig ausschließen.

Ich bin ein Agnostiker.